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Einladung ins Bremer Hörkino

Legale Ausbeutung - Deutschlands unsichtbare Arbeitssklaven aus Osteuropa

27.01.2022

Jeder EU-Bürger darf in allen Ländern der Europäischen Union arbeiten, ohne eine Arbeitserlaubnis beantragen zu müssen. Die Arbeitsimmigranten sollen genauso behandelt werden wie die Staatsangehörigen des Aufnahmelandes. Doch die Realität auf dem deutschen Arbeitsmarkt sieht oft anders aus, vor allem für Menschen aus osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten.

Bezahlte Vermittlerinnen und Vermittler im Heimatland versprechen ihnen gut bezahlte Jobs in Deutschland. Ohne Sprachkenntnisse machen sie sich auf den Weg. Ihre Rechte kennen sie nicht. Mit Werk- und Leihverträgen ausgestattet, werden sie in Sammelunterkünften untergebracht und müssen dafür überzogene Mieten zahlen. Sie schuften für geringe Löhne in Schlachtbetrieben, in Pflegediensten oder auf dem Bau. Aus dem Traum wird ein Alptraum. Dennoch wollen die meisten in Deutschland bleiben.

Charly Kowalczyk hat recherchiert, wie das System funktioniert und Sie können erfahren, dass auch Behörden und Institutionen Teil des Systems sind. 

Mittwoch, 2. Februar 2022
19:30 Uhr
Altes Fundamt, Auf der Kuhlen 1 A
Eintritt frei
Es gilt die 2G-Plus-Regel.

bremer hörkino (bremer-hoerkino.de)

Drei Fragen an Charly Kowalczyk, den Autoren des Features:

Wieso sollte ich mir das Stück „Legale Ausbeutung. Doku über Deutschlands unsichtbare Arbeitssklaven aus Osteuropa“ unbedingt anhören?

Weil es Teil unseres ganz normalen Lebens ist. Ob im Straßenbau. In der Gastronomie. In der häuslichen Pflege. Als Saisonkräfte. In der Logistik. Auf dem Bau. Überall sind es Menschen aus Osteuropa, die unseren Reichtum mehren. Aber nur selten werden sie dafür anständig bezahlt. Wie das System funktioniert, kann man in diesem Feature erfahren.

Worin sind Sie nach dem Schreiben des Stücks klüger als vorher?

Dass es die Ausbeutung von Menschen gibt, auch von osteuropäischen Arbeitskräften gibt, das wusste ich schon. Aber überrascht und damit klüger bin ich, wie Behörden und Institutionen Teil des Systems sind. Obwohl sie das Recht auf Krankenversicherung, Arbeitslosengeld I und II haben, wird es ihnen häufig verwehrt.

Was war ein bewegendes Erlebnis bei der Recherche?

Ich durfte einen Tag lang die Bremer „Suppenengel“ begleiten. Die Beschäftigten der Organisation verteilen Mittagessen an Obdachlose, darunter viele aus Osteuropa. Vor mir saß ein ungefähr 50-jähriger Pole, ein Bär von einem Mann. Während er spricht und dabei den Nudelsalat isst, fließen ihm Tränen über die Wangen. Er hatte in einer Firma in Schwanewede gearbeitet. Durch Corona verlor er seinen Job, und niemand hatte ihm erklärt, dass er als EU-Bürger Anspruch auf Arbeitslosengeld hat.

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