Aktuell

Über die Lage in Belarus

Was macht der Belarussische Journalistenverband?

20.10.2020

Der Belarussische Journalistenverband hat wohl schon jetzt die Auszeichnung „Journalistenverband des Tages“, eigentlich auch die „des Jahres“ verdient. Seit Jahren engagiert sich die Alternative zum Journalistenverband der Staatsmedienmacher für die Belange der Journalistinnen und Journalisten im Land. Auf seiner Seite baj.by finden sich berufsbezogene Informationen für praktische Fragen des Alltags genauso wie Beiträge über den aktuellen Stand der Pressefreiheit. Und das auf Belarussisch, Russisch und Englisch. Ergänzt wird das durch einen Kanal auf Telegram sowie auch Webinare.

Der Verband kritisiert seit langem die Repressionsmaßnahmen gegenüber den journalistisch im Land Tätigen. Nicht zuletzt für die Rechte der Freien startete er schon vor über fünf Jahren eine regelrechte internationale Kampagne, indem er beharrlich auf europäischer Ebene darauf hinwies, wie die freien Korrespondentinnen und Korrespondenten des polnischen Auslandssenders Belsat mit Bußgeldern und anderen Einschüchterungsversuchen bedroht wurden.

Mit zahlreichen Stellungnahmen gegenüber der Politik und derzeit aktuellen Meldungen über den Umgang mit Journalistinnen und Journalisten im Land, einschließlich den Rechten derjenigen, die für Auslandsmedien arbeiten, hat er sich zum zuverlässigen Ausgangspunkt für Recherchen und guten Ansprechpartner für unabhängige Analysen gemacht.

Wie viele Teile der belarussischen Opposition setzt der Verband auf die Wiederbelebung der belarussischen Sprache. Die Sprache Belarussisch dient der Opposition dabei vor allem als Vehikel für eine politische Linie, mit der die staatliche Eigenständigkeit vom großen Nachbarn Russland betont werden soll, mit dem man bis zum Ende der Sowjetunion verbunden war.

Der Verband ist gleichwohl realistisch genug, seine Hilfe auch in der russischen Sprache anzubieten. So finden etwa viele Webinare des Journalistenverbandes auf Russisch statt. Pragmatismus statt zu viel Ideologie. Denn in Wirklichkeit sprechen die meisten Menschen in Belarus im praktischen Leben nur Russisch. Gemeinsame Geschichte, Kultur, Sprache und wirtschaftliche Verflechtung mit dem großen Nachbarn Russland sind nur schwer zu ignorieren, auch wenn sich mancher eine klare Trennung wünschen mag.

So diktieren inzwischen sogar Medienmacher aus Russland, von der Staatsmacht soeben zur Hilfe ins Land gerufen, das Drehbuch in großen Medien, nachdem einige Programmverantwortliche und viele Techniker gestreikt hatten und gekündigt wurden.

Der BAJ berichtet derweil fast täglich über Festnahme, Anklagen und Prozesse gegen einzelne seiner Mitglieder.

(M. Hirschler)

Newsletter

Cookie Einstellungen